Die erste Hälfte ist rum
2017-04-20Ja, noch fehlt ein Spiel bis zur Saisonmitte, die Jackets haben erst 40 Spiele absolviert, trotzdem kann man das als Saisonmitte durchgehen lassen. Wie sieht es also aus in Ohio. Nun, nachdem man jahrelang krampfhaft versucht hat in die Playoffs zu rutschen und dabei mal mehr, mal weniger klar gescheitert ist, hat man ja letztes Jahr begonnen das Team umzubauen und will gleichzeitig auch neu aufbauen und dann läuft es in dieser Saison, in welche man eigentlich ohne größere Erwartung gegangen ist, doch besser als erwartet. Zur (beinahe) Halbzeit liegt man mit einer 19-13-8 Bilanz nur zwei Punkte hinter den Wildcard-Plätzen. Das ist äußerst aussichtsreich, auch wenn man sich nach dem sehr guten Saisonstart als man sogar hinter den Rangers auf Rang 2 in der Division lag, nun doch wieder in normaleren Sphären bewegt. Doch auch wenn die letzten Wochen jetzt nicht der Reißer waren, so ist das alles in allem für das Team mit der niedrigsten Payroll der Liga im Moment, doch noch sehr ordentlich.
In die zweite Saisonhälfte geht man allerdings jetzt nicht ganz sorgenfrei. Ausgerechnet jetzt wo es in die heißere Phase der Saison geht, wird die Nummer 1 in der Defense, Brooks Orpik, noch einige Wochen verletzt ausfallen. Und das obwohl man mit 116 Gegentoren ohnehin nur mittelmäßig unterwegs ist im Tore verhindern. Diese Ausfall gilt es zu kompensieren. Aktuell hat man gerade wieder eine kleine Serie von 3 Siegen am Stück laufen, mal schauen ob man die vielleicht noch ein wenig ausbauen kann. Orpik jedenfalls wird die nächsten 4 Wochen dabei nicht helfen können.
Ohne Orpik kommt es noch mehr auf die wenigen Leader an die man hat. Allen voran natürlich Captain John Tavares. Dieser ist mit 15 Toren und 22 Vorlagen aktuell auch der beste Scorer, bildet mit dem umtriebigen Cam Atkinson, der schon 20 Saisontore hat, sozusagen das Herzzentrum der Jackets. Erstaunlich gut in dieser Saison schlägt sich auch Teuvo Teravainen, der mit 12 Toren und 18 Vorlagen, und nicht in einer Reihe mit JT und Atkinson spielend, schon früher auf sich aufmerksam macht, als man es einkalkuliert hat. Dahinter ist der Angriff dann, das hat man aber so auch erwartet, in diesem Jahr dünn besetzt. Anders Lee und Josh Bailey gehen durch ein Tal, das erst in der kommenden Saison durchschritten sein könnte, Ryan Strome und Nick Bjugstad, die beiden anderen jungen Spieler auf die man greoße Stücke hält, müssen ihren Kopf langsam mal aus dem Ar… bekommen, sonst wird das nix mehr. Und speziell bei Bjugstad hat man in Ohio ja auf einen Karrieresprung gehofft und den eigenen 1st rounder letztes Jahr geopfert. Der Trade sieht im Moment Sch…(lecht) aus. Auf Defender-Seite ist der weiter oben angesprochene Orpik bisher bester Mann, 6 Tore und 12 Vorlagen für einen eigentlichen Defensivspiezialisten, sind der beste Wert im Kader. Die beiden jungen Hoffnungsträger und mit Sicherheit auch künftigen Eckpfeiler der Defensive Trouba und Parayko haben beide noch extrem unterschiedliche Darbietungen. Während Jacob Trouba mit einem Tor und 14 Vorlagen auch nach vorne zu gefallen weiß hat er gleichzeitig mit einem +11 Wert den mit Abstand besten +-/ Wert im Team. Bei Colton Parayko ist es etwas anders. Nur kümmerliche vier Scorerpunkte und -7. Trotzdem ist man davon überzeugt in Ohio das es richtig war sich von Topprospect Barzal und Josh Mahura zu trennen. Parayko hat gigantisches Potenzial, auch wenn es heuer nicht so läuft. Mit Brian Dumoulin, Ian Cole und Cody Goloubef hat man dann noch drei solide Jungs, die aber jetzt allesamt keine Überspieler sind. Aber speziell bei Dumoulin glaubt man immer noch daran das er zu einem Fixpnkt der künftigen Defense werden kann. Im Tor spielt Freddy Andersen so solide wie man es sich erwartet hat. Er hat keine weltbewegenden Statistiken, 2,5 Gegentore und 91,7% Fangquote sind aber ok, lässt zudem Luft nach oben für die Zukunft. Pavelec mit 2,9 Gegentoren und 90,5% Fangquote ist ein solider Backup, nicht mehr.
Alles in allem ist die Saison bisher also sehr solide, besser als man es für dieses Jahr eingeplant hat. Man hat mit Orpik nur einen Spieler im Kader der 30+ ist, der Großteil ist 25 und jünger, schon im kommenden Jahr wird es eine weitere Welle an Jungs geben die in den Kader nachrückt und vor allem im Sturm wieder für mehr Tiefe sorgen wird.
Werfen wir also einen Blick in den Prospect Pool. Dort ist das „Kronjuwel“ sozusagen Brayden Point. Dieser hat sich derart entwickelt das er in der kommenden Saison zu 100% in der DNHL spielen wird und evtl. sogar in einer Top6 Rolle als zweiter Center im Kader. Man hielt Point immer schon für ein größeres Talent als seine Draftposition vielleicht verrät, aber diese Entwicklung, vor allem so schnell, hätte man ihm jetzt nicht zugetraut. Gott sei dank hat man alle Tradeanfragen, und die gab es reichlich, für ihn abgelehnt. Und hinter Point hat man mit Nick Schmaltz gleich den nächsten jungen Center der in der kommenden Saison DNHL spielen wird. Ihn hat man ja immerhin mal in Runde 1 gedraftet, von daher verfällt man jetzt nicht so in übertriebene Extase wie bei Point, trotzdem ist auch seine Entwicklung vielversprechend und auch er wird einen Platz im DNHL-Team nächstes Jahr finden. Und dann hätte man da auch noch Anthony Beauvillier im Angebot. Schaut man sich auf links die Depth Chart an, dann sieht man, auch er wird 2017/18 in der DNHL auflaufen. Seine Entwicklung ist ebenfalls sehr erfreulich und ist dem Zeitplan auch vorraus. Diese drei sind also schon an der Tür zur DNHL, doch auch im Juniorenbereich hat man noch Talente in petto. Beispiel gefällig. Vitali Abramov, Topscorer der QMJHL-Saison, Adam Mascherin, Top5 in der OHL, Lukas Wallmark und AJ Greer, die ersten NHL-Einsätze in der Tasche und in der AHL unter den besten Scorern ihres Teams. Adam Fox, bester Defender der Ivy League und mit über einem Scorerpunkt pro Spiel im College – als Defender und Freshman. Und Linus Söderström, gerade auf dem Weg schwedischer Meister zu werden und mit einem geradezu sensationellen Gegentorschnitt von 1,3 Gegentoren in der Regular Season in der SHL. Schmaltz, Point, Wallmark und Söderströöm kommen übrigens alle aus dem 2014er Draft, aus dem man auch noch Goalie Alex Nedeljkovic in der Hinterhand hat, auch wenn dieser ein furchtbares Jahr hinter sich hat.Und dann gibt es hinter diesen nochmals Jungs wie Matthew Phillips (Top 5 Torjäger in der WHL), Victor Mete (Nummer 1 Defender bei OHL-Powerhouse London, noch vor einem gewissen Olli Juolevi), Otto Koivula (Playoff-Topscorer seines Teams in Finnland als 19-jähriger). Der Prospect Pool ist also voll und nicht nur mit Quantität, sondern auch mit Qualität, selten war man in Ohio zuversichtlicher das es vorwärts geht, als in diesem Frühjahr. Lediglich der Bjugstad-Deal mit TB könnte sich als Eigentor entpuppen, aber auch Bjugstad sollte man nicht abschreiben, auch wenn er dieses Jahr nur bedingt und nächstes Jahr gar nicht wird weiterhelfen können.
Jetzt gilt der Blick aber erstmal der zweiten Saisonhälfte. Alles ist möglich und das schöne ist, man hat keinen Druck irgendwas erreichen zu müssen, im kommenden Jahr wird man eher stärker sein als heuer, von daher ist alles was diese Saison noch kommt die Zugabe.