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Eventful Draft Days in Florida

2017-11-29

(Sunrise, Florida)

Auf scheinbar recht zähe Wochen der Vorbereitung folgten nun zwei höchst interessante Tage bei den Panthers. Der Entry Draft stand wieder einmal an und noch immer prägten viele Fragezeichen die Gesichter zahlreicher Panthers Fans:

- offene Baustellen in vorderster Front
- Cap-Sorgen vor den UFA-Signings
- und die Frage, wie man aus 2 Picks die notwendige Depth generieren will

Die gleichen Fragen quälten sicherlich auch das Management der Panthers (zahlreiche gescheiterte Interview-Versuche lassen dies zumindest erahnen). Doch der Reihe nach...

O'Reilly bleibt den Panthers erhalten

Zunächst hatte Top-Stürmer Ryan O'Reilly seine Unterschrift unter einen langfristigen Vertrag in Florida gegeben.
"Auf den letzten Drücker" war das knappe Statement aus dem Back Office der Panthers, denn wäre auch dieser Versuch einer Einigung gescheitert, so hätte man den Center schlechthin ohne Gegenwert an den UFA-Markt verloren. Ein Trade der Rechte von Ryan war zu keiner Zeit eine Option.

Neben O'Reilly konnte Mike Fisher von den Sens verpflichtet werden. Ob der Veteran jedoch seinen 2-Jahres-Vertrag in Florida erfüllen wird darf stark bezweifelt werden. Dennoch passt Fisher perfekt in die Rolle des zweiten Centers - bis Clayton Keller für diese Position bereit ist. In der Defense konnte man mit Dmitry Orlov und Roman Polak (St. Louis - im Trade gegen Markus Foligno und Jussi Jokinen) sowie Dan Girardi (Buffalo) die vorhandenen Lücken füllen und entgeht somit dem Kampf um die vertragslosen Spieler.

Kennt man GM Marcel Koch so darf man davon ausgehen, dass mindestens doppelt soviele Trade Gespräche gescheitert sind. Was folgte waren die ereignisreichen Tage des Entry Drafts...

Auf der Suche nach Depth im Zentrum

Aufgrund der Verpflichtung mehrerer Talente auf den Flügeln, im Tor und in der Defensive war nun der Mangel an Prospects im Angriffszentrum mehr als deutlich. Jonathan Ang ist nach Clayton Keller der einzige hoffnungsvolle Center Prospect. Man wollte in Florida binnen von drei Jahren eine solide Basis von jungen Spielern auf allen Positionen schaffen. Doch das Zusammenstellen eines gänzlich neu konzipierten Profi-Kaders und die Trades für Talente wie Tuch, Perlini und Co. kostete v.a. auch Draft Picks der Jahre 2017 und 2018.

Die Lösung: Picks durch Trades - und das schnell!

Rechtzeitig vor beiden Draft-Tagen konnten die Panthers jeweils nachlegen. Für Adam Clendening und Österreich-Import Thomas Vanek kamen drei neue Draft Picks aus San Jose und New York. Zusammen mit Prospect Stephen Desrocher. Auch wenn Vanek eine weitere Lücke in der Offensive reißt, scheint das Management der Panthers damit zufrieden zu sein.

"Der Return für Thomas hätte auch ein etwas höherer Pick sein können, aber das ist okay. Erstens konnten wir uns durch Desrocher nun gänzlich auf die offensiven Prospects konzentrieren, denn ganz hoffnungslos ist sein Fall ja nun auch nicht und das Talent für höhere Aufgaben hat er unbestritten. Den Fokus auf die Offensive zu legen war aus unserer Sicht auch nötig, um in Zukunft wieder ausgewogen draften zu können. 
Zweitens gaben uns die zusätzlichen Picks die Chance, neben unseren Wunschspielern auch das ein oder andere Experiment zu wagen. Und Letztendlich gibt uns dieser Trade einfach viel mehr Möglichkeiten was den Salary Cap angeht."

Der Entry Draft im Detail

Große Überraschungen hatte der diesjährige Entry Draft nicht parat. Für die Panthers galt die ausgegebene Devise "Offense First" und bis auf vielleicht eine Ausnahme konnte GM Marcel Koch seine Wunschliste offenbar auch zur Gänze abarbeiten. Einige der gezogenen Prospects waren so aber nicht unbedingt zu erwarten...

Alexandre Texier (FRA)

Am ersten Tag des Drafts zogen die Panthers in Runde 2 den französischen Center Alexandre Texier. Texier ist trotz jungen Alters bereits französischer A-Nationalspieler und gilt als Ausnahmetalent in Frankreich. Nach ersten, sehr positiven Erfahrungen in der französischen Profi-Liga zog es ihn nun in die finnische "Liiga".

"Texier war auf dieser Position unser absoluter Wunschkandidat. Klar hätten wir auch Heponiemi gezogen, aber dass sich dieser deutlich früher aus dem Draft verabschiedet hatte war anzunehmen. Ein teurer Pick-Upgrade war kurzzeitig eine Option, aber als der finnische Name fiel gab es für uns nur noch Texier. 

Für Alexandre sprechen ganz klar seine Erfahrung, national wie international, sein Werdegang - für mich persönlich ist die Entscheidung in einer ausländischen Profi-Liga Erfahrungen zu sammeln durchaus interessant - und seine unglaubliche Speed. Ich selbst musste meine eigenen Handy-Aufnahme einmal zurückspulen und in Zeitlupe abspielen. Zudem ist er universell einsetzbar und besitzt alles was es benötigt, um Erfolg zu haben. Er muss das alles nur noch nach Nordamerika bringen, aber das wird er."

Alexander "Sasha" Chmelevski (USA)

Auf den US-Amerikaner mit ukrainischen Wurzeln fiel die Wahl der Panthers in Runde 3. Chmelevski gilt als äußerst kreativer Playmaker mit Abschlussqualitäten. Dieser Pick war es, der den Panthers den einzigen kleinen Dämpfer während des Drafts versetzte.

"Unsere erste Wahl hieß Adam Ruzicka, einfach weil er etwas größer und v.a. Stand heute noch konstanter ist. Danke an Washington dass man nach Aleksi auch diesen Spieler von unserer Liste nahm und wir deswegen nicht mehr groß wählen mussten. Sasha ist in meinen Augen einer der am meisten unterschätzten Spieler des Drafts. Was ihm fehlt ist lediglich etwas Konstanz und v.a. das defensive Spiel, aber das kann man lernen. Alles was nicht erlernbar ist hat er bereits. Daher war er eine logische Wahl für uns."

Ostap Safin (CZE)

Mit dem tschechischen Winger Ostap Safin zogen die Panthers in Runde 3 einen weiteren Wunschspieler. Trotz seiner Größe gilt Safin als starker Skater mit einem herausragenden Schuss. Auch bei ihm gilt die fehlende Konstanz aktuell als Makel.

"Safin war einer von drei Kandidaten auf dem Flügel. Nach der Wahl des Export-Spielers Texier haben wir Jonas Røndbjerg jedoch verworfen und bei Matthew Strome, dem zweiten Kandidaten, liegt die fehlende Konstanz (ebenso wie das Talent) offenbar in der Familie. Deswegen und wegen der Kombination aus Schussgewalt und Größe haben wir uns relativ schnell auf Ostap festgelegt. Kreativität darf man bei ihm nicht erwarten, aber das ist auch nicht sein Spiel."

Petrus Palmu (FIN)

Die Wahl des finnisches Flügel-Zwerges Petrus Palmu in Runde 3 des Drafts verursachte dann wohl doch einige verdutze oder gar erheiterte Reaktionen im Kreis der Anwesenden. Palmu gilt als begnadetes, jedoch eben auch als zu kleines Talent und ist zudem schon älteren Jahrgangs. Nach seiner Zeit in der OHL zog es ihn als Profi in die finnische "Liiga". Es ist ein riskantes Projekt, doch der Erfolg könnte dem eines Alex DeBrincat ähneln.

General Manager Koch erklärt, warum die Wahl auf Palmu fiel:
"Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen die 'Petrus Idee' zu verwerfen, obwohl er ursprünglich nur ein 6. Pick sein sollte. In der Konsequenz haben wir davon abgesehen, neben Safin auch noch Strome oder Røndbjerg zu ziehen und haben uns, früh im Draft, für Palmu entschieden. Alex DeBrincat lässt grüßen. Es hat einmal geklappt, warum also nicht auch ein weiteres Mal. Boom-or-Bust nennen das die Amerikaner."

Aarne Talvitie (FIN)

In der 4. Runde des Drafts zogen die Panthers als letzten Spieler den finnisches Center Aarne Talvitie. Talvitie gilt als Arbeiter und guter 2-Wege-Stürmer. 

Bye, bye Schenn

In den Stunden nach dem Draft arbeiteten die Panthers dann ausgiebig daran, einen der überzähligen Defender abzugeben und damit den Weg für die Fertigstellung des Kaders zu ebnen. Nach mehrstündigen Verhandlungen mit dem GM der Toronto Maple Leafs meldete man dann Vollzug und holte die Winger Antoine Roussel und Jimmy Hayes sowie einen 2nd Round Pick nach Florida. Luke Schenn trat dagegen mit zwei weiteren Picks im Gepäck den Weg nach Kanada an.

"Luke und seine Strafzeiten werden mir fehlen, aber so sparen wir uns etwas PK-Trainingszeit ein. Spaß beiseite, der Trade war aus verschiedensten Perspektiven sehr wichtig für uns. Ein Dosenöffner sozusagen. Der frei gewordene Cap und der Pick geben uns deutlich mehr Spielraum für weitere Trades oder UFAs. Roussel passt sowohl in das aktuelle Konzept, als auch in den genannten Spielraum. Wir haben noch ein, zwei Angebote draußen. Je nach Ergebnis werden wir vielleicht noch einen etwas größeren Deal in Angriff nehmen."

Die nächsten Wochen werden zeigen, was damit gemeint war.

Let's go Panthers!